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Ab 1886/88 bestanden von den Bahnhöfen Wilischthal und Schönfeld der Flöhatalbahn ausgehende Stichstrecken nach Ehrenfriedersdorf/Thum und Geyer. Erst mit dem Bahnbau Geyer - Thum und dem Neubau des Bahnhofs Thum oberhalb der Stadt wurden sie vereint. Auf etwa 44 km Gesamtlänge brachte es das "Netz" schließlich im Jahr 1911, als mit der Eröffnung der Strecke nach Meinersdorf auch eine Verbindung zur Chemnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn geschaffen wurde. Aufsehen erregend war der filigrane Viadukt über das Greifenbachtal, mit 35,6 m die höchste Schmalspurbrücke Sachsens.
Als der Bergbau nur noch eine mäßige Rolle spielte, wuchsen in den beschaulichen Tälern andere Industriezweige empor. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Textil-, Holz- und Papierwerke, die maßgeblich vom Bahnbau profitierten und zum Teil durch Zweiggleise mit der Bahn verbunden waren. Neben dem Güterverkehr stieg auch das Fahrgastaufkommen rasch an, benötigte die Industrie doch viele Arbeitskräfte. Und gleichfalls im Ausflugsverkehr erntete das Bahn'l einen regen Zuspruch, brachte es doch seine Gäste bequem zur Kirmes oder aber zu einer Wanderung in das Gebiet der berühmten Greifensteine.
Zwischen 1967 und 1975 ging die Schmalspurherrlichkeit schrittweise zu Ende. Danach verblieben nur noch Restverkehre zu den Papierfabriken in Wilischthal (bis 1992) und Schönfeld (bis 1985), während das einstige Bahnbetriebswerk Thum von 1974 bis 1995 noch als Aufarbeitungswerkstätte fungierte. Wach gehalten wird die Erinnerung durch das stilvoll restaurierte Museumsheizhaus Geyer mit dem für das Schmalspurnetz typischen Denkmalszug, durch Schauobjekte in Tannenberg, Herold und Thum und schließlich durch dieses voluminöse Buch mit seinen sehenswerten Fotos, maßstäblichen Zeichnungen und prägnanten Beschreibungen, die mit Wehmut in die große Zeit der sächsischen Schmalspurbahnen zurückführen.
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