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Wohl kaum ein Wagenthema ist so vielfältig wie das der Chemiekesselwagen. Mit simplen Stahltanks auf Rädern war es von Anfang an bei ihren oft aggressiven und giftigen Ladegütern nicht getan. Säuren und Laugen verlangten spezielle Werkstoffe oder, wo diese noch nicht entwickelt waren, Innenauskleidungen der Kessel. Hinzu kamen Topf-und Flaschenwagen, Weinfass-und -kesselwagen sowie Wagen zum Transport von Druckgasen, Kohlensäure und flüssigen Sauerstoff – ganz überwiegend in kleinen Wagenserien bei privaten Einstellern.
Während die unterschiedlichen Unternehmensfarben der privaten Einsteller über Jahrzehnte das Bild der Mineralölkesselwagen prägten, bestimmte bei den Chemiekesselwagen die Anpassung an die Eigenheiten der diversen Ladegüter ihre Vielfalt und ließ bisweilen auch bizarre Bauarten entstehen. Viele dieser Wagen standen selbst bis in die 90er-Jahre im Betrieb, oft mehrfach angepasst und umgebaut.
Auf 144 Seiten mit zahlreichen Tabellen, 370 Fotos und 90 Zeichnungen zeigt der hier vorgelegte Güterwagen Band 9.1 die frühe Geschichte der Chemiekesselwagen bis zum Jahr 1950 auf, eingebettet in die technologische Entwicklung. Die Fülle an Informationen, die die aufwendige Recherche zu dem Thema mit sich brachte, ließ sich nicht mehr sinnvoll in einem einzigen Band unterzubringen, sodass ein zweiter folgt, der die Um- und Neubauten nach 1950 zum Gegenstand hat.
Und natürlich kommt auch der Modellbau nicht zu kurz: Diesmal mit einem stärkeren Akzent auf Eigenentwicklungen als auf Nachbesserungen, da es nur sehr wenige Großserienmodelle gibt – nicht nur Anregung für die Modellbauer, sondern auch ein Wink an die Hersteller … |