Die Geschichte der Kleinbahnen Hinterpommerns wurde bisher nur in einzelnen Kapiteln der Eisenbahnfachliteratur knapp dargestellt. Mit diesem Buch wird versucht, diese Lücke zu schließen.
Vorgestellt werden sechs ehemalige hinterpommersche Kleinbahnen der Normalspur, von denen eine durch eine kleinbahnähnliche Straßenbahn, nämlich die Kösliner Strandbahn, ersetzt bzw. ergänzt wurde. Hinzu kommen die 750-mm-spurigen Kleinbahnen der Kreise Köslin und Bublitz und Belgard.
Während der Forschungen zum Thema Kleinbahnen in Hinterpommern ergaben sich allein bei den im Folgenden behandelten Betrieben mehrere Besonderheiten. Zum einen ist es die Tatsache, dass die beiden Kleinbahnen im Raum Deutsch Krone ursprünglich aus vier Vorläuferunternehmen hervorgegangen waren. Und zum anderen gab es zwei Kleinbahnen, die Pommerns Provinzgrenze überschritten. Die Kleinbahn Neustadt-Prüssau verband die Provinzen Westpreußen und Pommern und die Kleinbahnstrecke von Deutsch Krone in Westpreußen (ab 1922 mit der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, ab 1938 Pommern) mit Virchow in Pommern. Provinzüberschreitende Kleinbahnen gehörten in Preußen zu den großen Ausnahmen.
Hinzu kam bis 1939 eine weitere durch die Geldpolitik Westpreußens und Pommerns am Ende des 19. Jahrhunderts herbeigeführte Eigentümlichkeit: Die Kleinbahnstrecke Deutsch Krone-Virchow bestand aus zwei Unternehmen, und zwar aus der Kleinbahn-Aktiengesellschaft Virchow-Deutsch Kroner Kreis- und Provinzgrenze (Pommern) und aus der als Regiebetrieb des Kreises Deutsch Krone agierenden Kleinbahn Deutsch Krone-Dramburger Kreis- und Provinzgrenze. Dennoch blieb die Betriebsführung beider Kleinbahnen stets in einer Hand und es verkehrten durchgehende Züge. Diese Konstellation gilt in der preußischen Kleinbahngeschichte nach den Erkenntnissen der Autoren als einmalig.
Berücksichtigt wird in diesem Buch nur die Entwicklung der sieben Kleinbahnen bis zum Frühjahr 1945. Soweit die Strecken nicht durch auf sowjetische Anordnung im Rahmen von Leistungen zur Wiedergutmachung demontiert werden mussten, wurden sie unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Polnischen Staatsbahnen (PKP) übernommen und weiter betrieben.
Die einzelnen Kapitel konnten durch Berichte von Zeitzeugen bereichert werden. Sie, die ihre Heimat in den Jahren fast ausnahmslos verlassen mussten, halten nicht nur Erinnerungen an längst vergessene Verkehrsmittel auf besondere Weise wach, sondern geben vielfach auch Einblicke in die Betriebsführung der jeweiligen Kleinbahnen. |