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Im Ersten Weltkrieg spielte die Eisenbahn als Massentransportmittel eine wesentliche strategische Rolle. Kein Wunder also, dass ihr auch bei den Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Entente und Deutschland erhebliche Bedeutung beigemessen wurde. So hatte der am 11. November 1918 im umgebauten CIWL-Speisewagen 2419 auf der Lichtung von Rethondes bei Compiègne unterzeichnete Waffenstillstand nicht zuletzt einschneidende Folgen für die deutschen Eisenbahnen.
Dabei ging es den Siegermächten unter Federführung Frankreichs weniger um einen Ausgleich eigener Verluste an Eisenbahnmaterial, sondern vielmehr um eine gezielte Schwächung des gegnerischen Transportwesens, um ein Wiederaufflammen der Kämpfe von vornherein zu unterbinden. Es war ein beispielloser, zunächst auf nur 31 Tage befristeter Aderlass, der mit der Abtretung von 5.000 regelspurigen Dampflokomotiven und 150.000 Waggons die deutschen Staatseisenbahnen vor schier unlösbare Probleme stellte. Aber auch die Empfänger waren schnell überfordert.
In jahrelangen Recherchen haben Jean Buchmann und Jean-Marc Dupuy dies- und jenseits des Rheins eine Fülle von Material, darunter viele rare Bilddokumente, zusammengetragen, die den Ablauf der Ereignisse in Wort und Bild lebendig werden lassen. Ebenso anschaulich wie fachlich fundiert beschreiben sie den Einsatz der Waffenstillstands-Lokomotiven insbesondere (aber nicht nur) in Frankreich und zeichnen ihr weiterer Verbleib anhand der Quellen nach. Das „zweite Leben“ nicht weniger Maschinen aus Länderbahnzeiten sollte noch 50 Jahre und mehr währen – und wird in diesem neuen Standardwerk erstmals in dieser Ausführlichkeit dokumentiert. |