In dem bereits erschienenen Band „Dampf bleibt Dampf“ konnten Sie schon viel über Günter Meyers Leben und Schaffen erfahren und wie ich diesen begnadeten Eisenbahnfotografen kennenlernte und seinem Freundeskreis angehören durfte.
„Meyerfotos“ bürgen für Qualität. Sie zeigen die Romantik der sächsischen Regel- und Schmalspurbahnen von Görlitz bis Plauen, Leipzig bis Oberwiesenthal. Das ist eine weit verbreitete Meinung. Darüber hinaus gibt es aber noch viel mehr. Wieso? Nach Thüringen hat es ihn u.a. zur Trusebahn und der Nebenstrecke nach Ruhla gezogen. Aber weit mehr in den Norden! Bei einer Urlaubsreise im Jahr 1954 sammelte er erste Eisenbahnerlebnisse in der nördlichen Region. Da streifte Günter Meyer als fast 30-Jähriger zwischen abgestellten Dampflokomotiven in Züssow umher und porträtierte sich auf dem Führerstand einer ausgemusterten Lok der Baureihe 36, der 36 502. Damals dachte verständlicherweise noch niemand ernsthaft darüber nach, beispielsweise diese Lok, eine T 4.2, museal zu erhalten. Jene Nachkriegszeit erforderte andere Anstrengungen.
Der junge Mann hatte auf jeden Fall die Eisenbahn im Norden der Republik als sein zweites großes Interessengebiet auserkoren. Das hat sich auch niemals geändert. Mit den Haupt- und Nebenstrecken sowie vielen Schmalspurbahnen, wie in Sachsen, ein reiches Forschungsfeld. Zudem fand er die Schmalspurbahnen in unterschiedlichen Spurweiten und teils zu Netzen verknüpft vor. Wir können nur davon träumen. Er hat alles erlebt und genossen. Sein Fahrtentagebuch berichtet darüber bis ins kleinste Detail wie über Zugnummern, Abfahrzeiten, Namen von Kollegen, kleine Randbemerkungen über den Zustand manch vorgefundenen Fahrzeuges oder ganzer Stationen und nicht zu vergessen über die Landschaft. Auf dem Fahrrad strampelte er sprichwörtlich über Stock und Stein und durch Unwetter hindurch. Gemeint seien dabei die gleislosen Trassen der nach 1945 abgebauten Strecken. Günter Meyer hatte wenig Mühe, deren Verlauf zu erkennen. So waren es damals noch „greifbarere Zeitreisen“, gegenüber heutigen Streckenabwanderungen, wo sich manche Dämme in Feldern aufgelöst haben.
Über Bahnen im Norden soll nun der zweite Band zu Günter Meyers Schaffen berichten. Der Begriff Norden wird ein wenig weiter ausgelegt. Die reizende Schmalspurbahn von Dahme nach Jüterbog ist in den Reigen aufgenommen oder die Forster „Jule“. Über Berlin geht es dann wirklich gen Küste. Abstecher unternehmen wir in die Welt der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn und in die Prignitz. Nach Norden hat aber ein eisenbahngeografisches Ende – die nördlichste Station der Deutschen Reichsbahn, Altenkirchen.
In der Vorbereitungszeit dieses Bandes sind auch ein paar Raritäten aus dem umfangreichen Archiv geborgen worden. Einige Farbaufnahmen vom Verkehrsträgerwechsel zwischen Friedland und Anklam sowie Kyritz und Breddin wurden „entdeckt“. Auf den Rückseiten von manchen Aufnahmen stand der Hinweis „vom Farbfilm“, worauf hin etwas tiefer gesucht wurde. Bildschätze auf NC 16-Farbnegativen kamen zum Vorschein.
Begeben Sie sich nun bei der Lektüre der folgenden Seiten in eine vergangene Zeit, als Günter Meyer die Strecken des Nordens aufsuchte. Die Zeitspanne von 1954 bis 1969 wird Ihnen eindrucksvolle Motive bieten, besonders, weil Günter Meyer die Bahn in Symbiose mit dem Alltagsleben der Regionen ins Bild setzte. |