Der "absurdeste Bahnhof Berlins" (Jens Sparschuh) war spätestens seit dem Mauerbau 1961 ein einzigartiger Zwischenraum im Spannungsfeld von Ost und West. Hier manifestierte sich das nahezu perfekte Grenzregime von Staatssicherheit und Nationaler Volksarmee genauso wie das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Deutschen über die Mauer hinweg. Diejenigen, die den Bahnhof als Teil des Westberliner Nahverkehrssystems zum Umsteigen oder zum Einkaufen im Intershop nutzten, hatten die Grenze hier genauso vor Augen wie diejenigen, die nur den Ostteil betreten durften und die Züge gen Westen hinter einer Sperrwand hörten. Am Grenzübergang mit seiner angebauten Abfertigungshalle aus Glas kam es zu tränenreichen Abschiedsszenen, weshalb sich der Begriff "Tränenpalast" einbürgerte. Heute befindet sich in diesen Räumlichkeiten eine Ausstellung des Hauses der Geschichte zum Alltag der deutschen Teilung. Philipp Springer präsentiert die spannende Geschichte des Gebäudes anschaulich in Bild und Text.